Das Gebäude Kyselhäuser Straße 8 wurde 1857 als Dampf- und Baumwollweberei erbaut, 1872 von der Stadt gekauft und 1874 als Gymnasium eröffnet.
Von 1945 bis 1979 war es Sitz der Erweiterten Oberschule (EOS) „Geschwister Scholl“, die Einar Schleef von 1959 bis zu seinem Abitur 1964 besuchte.
Nach 1979 wurde es Freizeitzentrum.
Ehemalige Erweiterte Oberschule (EOS) „Geschwister Scholl“. Davor „Garten“. Dahinter „Schulhof im Kreis gehen“ (Zitat Schleef-Stadtplan). Der begehbare Stadtplan ist an 2 Wänden der früheren Schulaula ausgestellt (im Bild links hinter den rechteckigen Fenstern).
Nach umfassender Sanierung dient das Gebäude jetzt als Geschäfts- und Wohnhaus.
In der ehemaligen Schulaula ist seit 2007 ein großer Teil des von Einar Schleef geschaffenen „Begehbaren Stadtplans“ von Sangerhausen ausgestellt. Dies wurde durch Fördermittel der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Kreissparkasse Sangerhausen ermöglicht. Die Aula wird jetzt als Ausstellungsraum für hochwertige Gartenmöbel genutzt. Der Stadtplan kann während der Öffnungszeiten besichtigt werden.
Firma Henrik Bosse Gartenmöbel
Öffnungszeiten:
Sommer (15. März bis 30. Sept.):
Di – Fr von 10 – 12 und 14 – 18 Uhr,
Sa von 10 – 13 Uhr
So + Mo geschlossen
Winter (1. Okt. bis 14. März):
Di – Fr von 10 – 12 und 14 – 18 Uhr
Sa – Mo geschlossen
Die 1987 im Rathaus Schöneberg gezeigte Ausstellung Gertrud. Ein Leben in der Provinz bestand unter anderem aus einem auf eine ca. 250 m2 große begehbare Schräge gemalten Stadtplan von Sangerhausen, die in einer großen Holzpyramide endete.
Der begehbare Stadtplan entstand 1987 für die Ausstellung Gertrud. Ein Leben in der Provinz, die Schleef im Rathaus Schöneberg (Westberlin) einrichtete. Auf 250 m² Hartfaserplatten gemalt und mit handschriftlichen Eintragungen und Kommentaren zu Stadt, Stadtgeschichte und Einwohnern, ist der Plan auch durch vielfältige Bezüge zum literarischen Werk Schleefs ein einmaliges Kunstwerk, das keine weitere deutsche Stadt aufweisen kann.
Die EOS „Geschwister Scholl“ im Werk Einar Schleefs:
(Gertrud besucht eine Theaterprobe in der Aula)
Zum Jahrestag der Oktoberrevolution geprobt wurde Die Mutter. Aus Filius Klasse Monika Schmitz und Volker besetzt. Mutter und Sohn. Margarete studierte den Chor ein. Ich hörte Filius laut im Bett lesen, wichtig daß er wieder das Sprechen übte, lag ja lange genug im Krankenhaus. Mich interessierte was die Kinder machten, bei Schulz im Elektroladen hieß es, die Eltern seien zur Aufführung herzlich eingeladen. Der Junge wieder zur Probe, dachte ich, beim Einkaufen sowieso an der Scharfen Ecke, guckst, ob der wirklich dabei. Trug meinen schweren Mantel, vom Vati abgeändert. Den öligen Korridor lang. Aulatür geklopft, keiner geöffnet, hörte aber, daß welche drin. Ich sachte geklinkt, auf Zehen zur letzten Stuhlreihe. Hingesetzt. Die grau gestrichene Aula, rechts Canalettodrucke, Dresden in Goldrahmen. Links Fensterfront. Mittelgang durch die Stuhlreihen, vorn das Podest, der schwarze Flügel. Stirnfront das große lächelnde Ulbrichtbild. Kannte die Räumlichkeiten nur im vorigen Zustand bei Hans, hing Stalin am Nagel.
(Schleef, Einar, Gertrud, Suhrkamp-Verlag, Frankfurt am Main 1980, S. 128)